Römische Weinschiff
Die Figur des römischen Weinschiffs wurde von Ulrich Lehnart (Fußbrettkürzel UL) graviert. Über den früher sehr aktiven Sammler Prof. Gerteis kam die Form in den Bestand der KLIO, der sie uns
überließ. Auf dem Fußbrettchen ist außerdem auf einer Seite vermerkt: KLIO Saar-Mosel + Vereinigte Volksbank Cochem Trier 1984.
Die Figur wurde nach der Schiffsabbildung auf dem Grabmal eines Weinhändlers aus Noviomagus (Neumagen bei Trier) aus der Zeit um 220 n Chr. (s. Bild) geschaffen. Die antike Plastik war Teil der
Bekrönung des Grabmals .
Die Darstellung des Schiffs auf dem Grabmal hat mehrere Auffälligkeiten:
- Die Anzahl der Menschen auf dem Schiff
(gubernator, proretor und 6 remiges) passt nicht zu der Größe des dargestellten Kriegsschiffs und der Anzahl der Riemen.
- Das Schiff ist im Verhältnis zur Länge
zu hoch (verglichen mit anderen antiken Darstellungen des Schiffstyps, vgl. Ronald Böckius, Schifffahrt und Schiffbau in der Antike, Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 2007).
- Die Bekrönungen von Bug und Heck sind
Tierköpfe, was sehr ungewöhnlich ist.
- Die Ladung ist offenbar an Deck
verstaut und nicht im Inneren des Schiffs.
- Sie besteht aus vier Fässern, die im
Verhältnis zum Schiff riesig sind, viel größer als bekannte römische Fässer.
- Die Mosel war vor ihrer Kanalisierung
ein Wildfluss. Damit ist das Schiff viel zu hochbordig für ein Flussfahrzeug, denn es gibt ja keinen wesentlichen Wellengang, allenfalls stehende Wellen und Schwallstrecken. Auch hatten römische
Schiffe dieser Bauart ein rundes Unterwasserschiff, waren also relativ instabil für einen Transport schwerer Lasten an Deck.
Man kann dafür einige Erklärungen finden:
- Die Anzahl der Rojer könnte der
Bedeutungsperspektive geschuldet sein, ebenso die Größe der Fässer.
- Dass die Rojer in Fahrtrichtung
blicken, lässt vermuten, dass sie die Technik des Stoßruderns verwenden (wie bei einer Venetianischen Gondel) oder dass die Männer zum Deckpersonal gehören und die Rojer sich unsichtbar unter
Deck befinden.
- Das Verhältnis von Länge und Höhe des
Schiffs erklärt sich durch die Maße des Grabmals und die Funktion als Bekrönung.
Man darf also annehmen, dass die Darstellung nicht "wörtlich" zu nehmen ist, sondern wie oftmals bei Kunstwerken eher "symbolisch" (richtiger "allegorisch" oder "metaphorisch") wie folgt zu
verstehen ist:
- Dargestellt ist der Transport von Wein
auf der Mosel. Die Anzahl der Fässer bedeutet, dass erhebliche Mengen von Moselwein nach Koblenz verschifft wurden. Dadurch war der Winzer zu Reichtum gelangt und konnte sich ein so stolzes
Grabmal leisten.
- Dass die Fässer auf Deck liegen (trotz
der statischen Probleme), ist der Tatsache geschuldet, dass sie auf dem Grabmal sichtbar sein müssen.
- Der Schiffstyp soll andeuten, dass der
Händler das römische Militär moselabwärts beliefert hat.
- Ein für die Fahrt auf dem Wildfluss
Mosel geeigneteres Schiff in Kanubauart hätte der Bedeutung des Weinhändlers nicht entsprochen. Diese Boote wurden flussabwärts gepaddelt und flussauf getreidelt.
- Es gab auch römische Flussboote, die
gerudert wurden. Nach Funden (Oberstimm) wurden mehrere rekonstruiert. Sie sahen etwa so aus wie das Modell der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen:
Dieser Text entstand mit freundlicher Unterstützung von Friedrich Giesler, der teileweise aus seinem Buch "Römer in Zinn" schöpfen konnte.